Im Mai 2017 empfing die Michelsenschule sechs Schüler und zwei Lehrer der Moringe Sokoine Schule aus Tansania für drei Wochen in Hildesheim.

Am 21. September dann brachen wir, die 14 Schüler und 3 Lehrer starke „Tansania-Austausch-Gruppe“ zum Gegenbesuch nach Tansania auf. 

Die große Aufregung am Morgen unseres Abfluges ließ die Uhrzeit, vier Uhr morgens, gänzlich vergessen. Nach einem herzlichen Abschied von diversen Eltern ging es zunächst in die niederländische Hauptstadt und dann weiter gen Afrika.

Am Kilimanjaro-Airport bei Arusha, Tansania, wurden wir zunächst durch etwas sehr Unerwartetes begrüßt – Regen. Ein Segen, ein gutes Zeichen, freute sich unser Empfangskomitee der Moringe Sokoine Secondary School. Menschen, Gepäck und noch mehr Menschen wurden in den schuleigenen Bus verpackt und wir traten eine letzte Fahrt bis zu unserem Ziel in Monduli, einem kleinen Städtchen bei Arusha, an. 

Nachdem die deutsche Gruppe sich am späten Abend auf die Gastfamilien aufgeteilt hatte, gab es am nächsten Vormittag ein Wiedersehen im Lehrerzimmer der Schule. Bei Tageslicht konnten wir die Umgebung mit ihren vielen dürren Bäumen und Sträuchern bewundern und wurden zum ersten Mal Zeugen eines Phänomens, das uns noch öfter begegnen sollte: der afrikanischen Gelassenheit mit der Zeit… 

Sie begleitete so gut wie alle Unternehmungen, die unsere Gastgeber so mit uns unternahmen. 

So besuchten wir beispielweise das Hauptquartier der East African Community (EAC). Sie ist eine zwischenstaatliche Organisation bestehend aus mehreren ostafrikanischen Ländern mit Hauptsitz in Arusha. Mag die Organisation auch vielen relativ unbekannt erscheinen, ist sie tatsächlich außer der EU die einzige Staatengemeinschaft ihrer Art mit einem gemeinsamen Parlament.

Ebenso beeindruckend, wenn auch ärmlicher erlebten wir unsere Begegnungen mit und in zwei Massai-Dörfern, genannt Massai-Boma. Staunend nahmen wir Gesang, Tanz und Feier sowie die Begeisterung über unsere schwach pigmentierte Haut zur Kenntnis. Keines der beiden Dörfer verließen wir, ohne dort gegessen zu haben. Das für uns zubereitete Ziegen- und Rindfleisch zu kosten sorgte bei manch einem für Schweißperlen auf der Stirn. 

Recht geschäftig waren die Menschen auf dem Monduli-Market, den wir gleich zwei Mal besuchten. Die Einheimischen können dort beinahe alles von Lebensmitteln über Kleidung und Musikboxen kaufen, wir interessierten uns vor allem für Schmuck, die vielen bunten Stoffe und sonstige Souvenirs. 

Auch für intensive Erlebnisse mit der Natur sorgten unsere Gastgeber. Sehr heiß und staubig war etwa unsere Wanderung in der Caldera, einem riesigen Krater wie in einer Marslandschaft. Begrünte Sträucher gab es höchstens am Boden des Kraters, ansonsten zierten die steinige Landschaft nur trockene Bäume und mächtige, beeindruckende Felsen. Ganz anders präsentierte sich die Natur am „Duluti“-See. Der See vulkanischen Ursprungs war ringsherum durch riesige, ausladende „Jungle-Bäume“ begrünt, in denen immer wieder Affen kletterten. Unvergesslich hier war auch unser Guide mit seinem Ausruf „It’s not an animal, it’s a bird“, der uns ansonsten jedoch recht kompetent umherführte. 

Noch näher kamen wir den heimischen Tieren während unserer Zeit in Monduli im „Snake-Park“, einem Zoo mit Schlangen, Krokodilen und Alligatoren. 

Mit am besten gefielen vielen von uns aber auch die Stunden mit unseren Austauschschülern in der Schule selber. Ob bei Besuchen in den Klassenräumen oder beim gemeinsamen Sporttreiben – die Freude und Geselligkeit der Afrikaner war stets ansteckend.

An unserem letzten Tag in Monduli besuchten wir dann noch eine andere Schule, die Massai Girls Lutheran Secondary School. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, minderjährige Massai-Mädchen davor zu retten, verheiratet zu werden und ihnen stattdessen Bildungsmöglichkeiten zu bieten. Die Begegnungen hier zeigten uns, dass es insbesondere bei Frauenrechten noch immer enorme Rückstände in Tansania gibt.

Nach zehn Tagen hieß es dann Abschied zu nehmen von der Moringe Sokoine Schule, Monduli und den meisten der Schüler. Nach einer bewegenden Verabschiedung im Lehrerzimmer brachen wir noch am Vormittag nach Moshi, einer Stadt zu Füßen des Kilimanjaro, auf. 

In unserem Nachtlager, der Hartbeest View Lodge, angekommen, genossen wir zunächst einmal die erste richtige Dusche seit zehn Tagen. Der Komfort währte jedoch nur kurz, denn am nächsten Tag begann unsere Wanderung auf den Kilimanjaro. Während unser Gepäck in atemberaubenden Tempo von den Trägern hinaufgetragen wurde, nahmen wir uns viel Zeit, in etwa vier Stunden durch den grünen, feuchten Regenwald bis hinauf zur Mandara Hütte auf 2720 Metern zu wandern. Nach reichlich Tee und Abendessen fiel uns allen das Einschlafen in dem 17-Mann-Schlafsaal wenig schwer.

Am zweiten Tag lichtete sich der Wald zunehmend, bis wir uns eher in einer moorigen, mit Sträuchern bewachsenen Landschaft wiederfanden. Auch die Wolkendecke war nach ganzen sechs Stunden Wanderung nicht mehr über, sondern unter uns. In der Horombo Hut blieben wir nicht nur eine, sondern zunächst zwei Nächte. Der nächste Tag wurde nämlich als Akklimatisierungstag genutzt: Wir wanderten lediglich einen Teil der Strecke zur nächsten Hütte hinauf und gingen anschließend wieder hinunter zur Horombo Hut. Dieser Ruhetag war noch einmal sehr entspannend, bevor wir unseren finalen Aufstiegstag beziehungsweise die Aufstiegsnacht begannen. 

Alles begann morgens an der Horombu Hut. In noch einmal etwa sechs Stunden ging es etwa 1000 Höhenmeter hoch bis zur Kibo Hut. Kaum jemand hatte dort noch keine Höhenkrankheitssymptome, ein Mitglied der Gruppe hatte es überhaupt nicht bis dort geschafft. Nach etwas Tee versuchten alle gegen sieben Uhr Schlaf zu finden. Um zehn Uhr abends klingelten dann wieder die Wecker, sodass der Gipfelaufstieg beginnen konnte. Von der Höhenkrankheit und Anstrengung geplagt erreichten wir im Morgengrauen unser erstes Ziel, den Gilman’s Point. Weitere drei Personen hatten bis dorthin umkehren müssen. Nach einer kurzen Pause ging es dann noch zwei Stunden weiter, bis wir endlich das Dach Afrikas, den Uhuru Peak auf 5985 Metern erreichten. Ein tolles Gefühl, es geschafft zu haben! Gegen Mittag dann traten wir den Weg nach unten an. Nach einer kurzen Möglichkeit des Schlafaufholens ging es weiter hinunter in die Horombo Hütte. Nach einer Nacht dort ließen wir uns nur einen Tag für den letzten Abschnitt bis ganz nach unten Zeit.

Am Ende der Reise standen noch einmal drei Tage Safari auf dem Programm. Dank gleich zweier geplatzter Reifen kamen wir am ersten Tag etwas zu spät im Nationalpark Lake Manyara an. Er ist einer von 16 Parks in Tansania. Dennoch konnten wir zu unserer großen Freude Flamingos, Nilpferde und aus allernächster Nähe sogar eine Gruppe Elefanten erspähen. 

Doch dies war noch nichts im Vergleich zum Ngorogoro-Krater, den wir am nächsten Tag besuchten. Die Tiere können nur schlecht aus dem Krater herauskommen und die Wahrscheinlichkeit, sie zu sehen, erhöht sich enorm. Bereits beim Hinabfahren wurden wir von einem alten Elefantenbullen begrüßt. Unten angekommen kreuzte dann eine Herde von sehr vielen Gnus, darunter immer wieder Zebras, unseren Weg. Einer der Fahrer der Safari-Autos erzählte, es würden etwa 2000 Zebras im Park leben. Auch Löwen waren mitunter aus nächster Nähe zu sehen.

Den Abschluss unserer Safari bildete zuletzt der Tarangire Nationalpark. Neben den schon bekannten Tieren bekamen wir dort tatsächlich auch einen Leoparden zu sehen! Leider reichte es nicht ganz zu den „Big 5“, dennoch kamen wir den hiesigen Wildtieren in ihrer natürlichen Umgebung so nah wie nie zuvor. 

Nach einer weiteren Nacht in Moshi war auch schon unser letzter Tag in Tansania gekommen. Am späten Nachmittag traten wir unsere letzte Fahrt zum Flughafen Kilimanjaro Airport an. Dort trafen wir unsere Gastfamilien, Austauschschüler und einige Lehrer zu einem letzten „Farewell“. Nach wunderbaren drei Wochen, voll von Schönem, Erstaunlichem, Lustigem und Erschreckendem, fiel der Abschied von Land und Leuten vielen schwer. Um sieben Uhr abends dann hob unser Flieger ab und schon am nächsten Morgen konnten wir am Flughafen Hannover Familie und Freunde in die Arme schließen.

Pia Riepl-Bauer