Demokratie lebt vom Mitmachen. Sie lebt von Menschen, die sich für Mitbestimmung und universelle Rechte einsetzen und so ein faires gesellschaftliches Miteinander aktiv mitgestalten. Genau das haben die Michelsenschüler*innen Mette Höweling, Pia Neumann und Pieter Ottleben eindrucksvoll bewiesen. In ihrer Freizeit, oft freitagnachmittags, entwickelten sie einen Peer-to-Peer-Workshop zu Grundrechten im Alltag weiter. Ihr Ziel: demokratische Strukturen stärken, Empathie fördern und die Fähigkeit zu Kompromissen in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft schärfen.
Der Workshop entstand ursprünglich mit der Organisation Peer-Leader-International (https://peerleader.org) und wurde gemeinsam mit Schülerinnen der KGS Pattensen und der IGS Wolfenbüttel im Grünen Salon der Michelsenschule konzipiert. Doch unsere Schülerinnen wollten mehr: Sie überarbeiteten den Workshop gezielt für die Strukturen unserer Schule – freiwillig, mit großem Engagement.
Demokratie verteidigen durch differenziertes Denken
Demokratien sind nicht selbstverständlich. Immer wieder, auch aktuell, werden sie von extremen Kräften infrage gestellt. Populistische Narrative leben von Vereinfachung, von Schwarz-Weiß-Denken, das Komplexität leugnet und Spaltung vorantreibt. Genau hier setzt der Workshop an: Er ermutigt Schüler*innen, über Widersprüche nachzudenken, Perspektiven zu wechseln und die Feinheiten demokratischer Aushandlungsprozesse zu erkennen.
Im Zentrum stand die Abwägung konkurrierender Grundrechte. Anhand verschiedener Dilemmata diskutierten die Teilnehmenden zentrale Fragen ihrer Lebenswelt: Wann sind Eingriffe in Freiheitsrechte gerechtfertigt? Gibt es mildere Alternativen? Wie sieht eine verhältnismäßige Lösung aus? Dabei ging es nicht nur um juristische Prinzipien, sondern um das, was Carolin Emcke so treffend beschreibt:
„Gehasst wird ungenau. Präzise lässt sich nicht gut hassen. Mit der Präzision käme die Zartheit, das genaue Hinsehen oder Hinhören, mit der Präzision käme jene Differenzierung, die die einzelne Person mit all ihren vielfältigen, widersprüchlichen Eigenschaften und Neigungen als menschliches Wesen erkennt.“
Genau dieses differenzierte Denken, diese Sensibilität für Zwischentöne, ist es, was demokratische Gesellschaften braucht – und was unsere Schüler*innen in diesem Workshop gefördert haben.
Ein starkes Zeichen für die Zukunft unserer Demokratie
Was dieses Projekt besonders macht, ist der außergewöhnliche Einsatz unserer Schüler*innen. Sie haben nicht nur über Demokratie gesprochen, sondern sie aktiv gelebt. Ihr Engagement zeigt, dass junge Menschen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – für ihre Schule, ihre Mitmenschen und unsere Gesellschaft.
Gerade in einer Zeit, in der einfache Antworten und radikale Parolen laut werden, ist es umso wichtiger, sich auf das Wesentliche zu besinnen: Demokratie ist kein Selbstläufer. Sie erfordert Aufmerksamkeit, Empathie und die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen. Die Michelsenschüler*innen haben genau das getan. Ein starkes Zeichen – und ein ermutigendes Signal für unsere gemeinsame Zukunft.

