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Exkursion zum Zuchtbetrieb Backhaus (Q1)

Die Umgebung der Kühe spielt eine entscheidende Rolle für ihren Gesamtzustand, ihre Zufriedenheit und folglich auch ihre Milchleistung. Ein Beispiel hierfür ist der Betrieb Backhaus, der beim Umzug in einen neuen Stall mit denselben Tieren und derselben Fütterung eine Steigerung der Milchleistung um 10.000 Liter verzeichnen konnte. Den Zuchtbetrieb besuchte der Q1 Praxisagrarkurs von Frau Dieckmann am 27.09.2024 in Plumhof.

Zur Historie: Der Familienbetrieb Backhaus existiert seit 1684. Die letzte Hofübergabe an Louisa Backhaus fand im Jahr 2022 statt, nachdem ihre Eltern den Hof im Jahr 1994 übernommen haben. Bis zum Jahr 2012 hielten sie ungefähr 100 Kühe in der alten Hofstelle. In diesem Jahr errichteten sie einen neuen Boxenlaufstall für 200 Kühe sowie ein Melkzentrum. Im Jahr 2018 wurde der Stall auf 650 Kuhplätze ausgebaut, inklusive eines Reprostalls. Ab dem Jahr 2022 wird zusätzlich ein Jungviehstall im Nachbarort gepachtet. Im Jahr 2023 erfolgte außerdem der Neubau eines Kälberstalls.

Der Melkstand bietet die Möglichkeit, 32 Kühe gleichzeitig zu melken. Obwohl der Einsatz von Robotern fünf Mitarbeiter einsparen würde, ist das händige Melken der Kühe kostengünstiger. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Betriebsleiter zwischen 22 und 2 Uhr Ruhe haben, während ein Roboter möglicherweise Probleme haben könnte und auch nachts Abhilfe erfordert. Zudem wird im Betrieb Backhaus drei Mal am Tag gemolken, da es schonender für das Euter ist und die Zellzahl geringer ist.

Das Unternehmen betreibt Ackerbau auf einer Fläche von 400 Hektar auf den verschiedenen Kulturen wie Mais, Sorghum, Ackergras, Grünroggen, Roggen, Weizen und Hafer angebaut werden. Zusätzlich bewirtschaften sie 80 Hektar Dauergrünland. In der Wedemark verfügen sie über sandige Böden mit 16-32 Bodenpunkten, was den Einsatz von intensiver Feldberegnung erforderlich macht.

Sie betreiben seit 2010 eine eigene Biogasanlage mit 500 KW, in der sie 80% Gülle zusammen mit Mais zur Energiegewinnung verwerten. Zusätzlich haben sie 2012 eine Siloanlage gebaut. Der Rand der Maismiete wird in der Biogasanlage verwertet.

Das Team auf dem Hof besteht aus zehn Vollarbeitskräfte, zwei Teilzeitkräfte, acht Minijobber, zwei Auszubildene und eine Herdenmanagerin in Ausbildung. Zusammen betreuen sie ca. 600 Kühe sowie die weibliche Nachzucht.

Die Kälber stehen nach der Geburt zunächst allein, bilden dann Paare, bevor sie für vier Monate in Gruppen von bis zu vier Kälbern zusammenbleiben. Anschließend erfolgt eine Selektion und sie werden in neuen Gruppen bis zum achten Monat zusammengehalten. Die Boxen, aus denen die Kälber herausgenommen, werden gereinigt, desinfiziert und für die Aufnahme neuer Kälber vorbereitet, um die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern. Die strengen Hygienemaßnahmen sind entscheidend, da erkrankte Kälber in jungen Jahren sich nicht optimal entwickeln können und somit niemals die Lebensleistung von 40.000 Litern Milch erreichen würden.

Frau Backhaus erzählte uns, dass sie abwägen müssen, ob sie Ihre Kühe mit Fleischbullen besamen oder mit Schwarzbunten und konventionell oder gesextes Sperma. Denn für Kälber die sie als Nachtzucht nutzen möchten, benutzten sie gesextes Schwarzbuntes Sperma. Wenn sie ihre Kühe nur für die Milchgewinnung nutzen möchten, haben sie entweder die Möglichkeit weißblaue Belgier zu nehmen oder ein Schwarzbuntes. Für männliche Fleischkälber erhalten sie ca. 400€, während Sie für weibliche Fleischkälber 200€ erhalten. Im Vergleich dazu würden Sie nur etwa 200€ für ein weibliches schwarzbuntes Kalb erhalten. Wiederum ist die Geburt bei der Verwendung von Schwarzbunten Kälbern in der Regel durch die Größe einfacher für die Mutterkühe, was sowohl die Tiergesundheit als auch die Effizienz steigern kann.

Zum Abschluss möchten wir uns herzlich bei allen Beteiligten bedanken, die zu diesem informativen und spannenden Einblick beigetragen haben. Ein besonderer Dank gilt Louisa Backhaus für die ausgezeichnete Betreuung und den aufschlussreichen Rundgang, der uns viele interessante Perspektiven eröffnete. Ebenso möchten wir Herrn Raupers von der Masterrind für seine ausführlichen Erläuterungen zum Zuchtgeschehen des Betriebs danken. Mit viel Geduld und Fachwissen hat er all unsere Fragen beantwortet und uns einen tiefen Einblick in die komplexen Abläufe des Züchtens gegeben. Wir schätzen die Gelegenheit, so wertvolle Informationen aus erster Hand zu erhalten und freuen uns auf weitere spannende Erfahrungen bei Ausflügen.